Leise fällt die Tür ins Schloss.
Ich bin wieder allein in meinem Coachingraum.
Die Fragen drehen sich in meinem Kopf:
Habe ich etwas falsch gemacht?
Hätte ich eine andere Methode einsetzen sollen?
War die Coachee unzufrieden mit meinem Coachingstil?
Hat sie überhaupt profitiert von dem 90minütigen Coaching?

Solche Fragen beschäftigten mich sehr oft zu Beginn meiner Tätigkeit als Coach. Kein Wunder, denn es braucht Zeit, Übung und eine gute Struktur, um als Coach auf ein professionelles Niveau zu kommen.

Sechs Gewohnheiten haben mir dabei geholfen, mich immer weiter zu entwickeln.
Diese Gewohnheiten können auch dir den Coachingalltag erleichtern. Sie unterstützen dich dabei, Coachingprozesse wirksam zu gestalten und das Beste für deine Coachees herauszuholen.

Viele Coaches, die schon lange im Geschäft sind und die ihre Coachees zu guten Ergebnissen führen, nutzen diese Gewohnheiten.

Den ausführlichen Beitrag kannst du dir im Podcast anhören:

Falls dir der Podcast-Player hier nicht angezeigt wird, dann klicke bitte hier.

Gewohnheit 1: Nachbereitung einer Coachingsitzung

Das ist gleich am Anfang die Gewohnheit, die mir persönlich am schwersten fällt. Es geht darum, sich nach der Sitzung noch einmal hinzusetzen, die Sitzung zu reflektieren und die wichtigsten Aspekte schriftlich festzuhalten.

Eine solche Nachbereitung der Coachingsitzung ist unerlässlich – auch wenn es manchmal schwer fällt, sich nach Abschluss der Sitzung noch einmal zu konzentrieren. Einer meiner Lehrcoaches sagte einmal: „Die Coachingsitzung ist nicht zu Ende, wenn der Coachee den Raum verlassen hat, sondern erst dann, wenn der Coach den Verlauf der Sitzung reflektiert, dokumentiert und ausgewertet hat.“

Konkret geht es darum, nach der Coachingsitzung noch einmal zu überlegen und festzuhalten:
– Wie ist die Sitzung verlaufen?
– Welche Methoden habe ich eingesetzt und wie hat der/die Coachee darauf reagiert?
– Was ist das Ergebnis der Sitzung?
– Welche Hypothesen habe ich im Kopf? Welche Emotiononen löst der Coachee bei mir aus?
\
Ich persönlich nutze ein Nachbereitungs-Formular, auf dem ich schnell und fokussiert die wichtigsten Aspekte festhalten kann. Weiterer Effekt: Ich kann mit diesem Formular ganz effizient die nächste Sitzung vorbereiten.

Wenn du Mitglied der kostenlosen E-Mail-Community wirst, erhältst du eine Eingangssequenz von Mails und Geschenken. Dazu gehört auch das Nachbereitungsformular, dass du mit der zweiten Mail bekommst.

.

Gewohnheit 2: Vorbereitung einer Coachingsitzung

Vor jeder Coachingsitzung setze ich mich ein paar Minuten hin und bereite die Coachingsitzung vor. Ich hole mir die Notizen der letzten und manchmal auch der vorletzten Sitzung heraus und
vergegenwärtige mir nochmal, mit welchem Eindruck ich aus der Sitzung gekommen bin: Was war mein Bild von dem/der Coachee? Welche Erklärungsmuster, Ideen und Hypothesen hatte ich?
Wichtig dabei ist: Ich mache das nicht, um dann genau daran wieder anknüpfen zu können. Sondern ich mache das, um all dies parat zu haben und bei Bedarf darauf zurückgreifen zu können.

Manchmal hat der Coachee auch einen Auftrag mitgenommen aus der letzten Sitzung. Dann ist es natürlich wichtig, dass ich mir das in der Vorbereitung auf die Sitzung wieder bewusst zu machen, um dann darauf eingehen zu können.

Und schließlich gehört für mich zur Vorbereitung noch dazu, dass ich mich kurz auf mich selbst besinne, achtsam bin: Was ist gerade mit mir los? In welche Stimmung gehe ich in die Sitzung? Und: Welche innere Haltung ist jetzt wichtig für den Umgang, für das Coaching mit diesem/dieser Coachee?
Eine solche Vorbereitung dauert nur wenige Minuten, macht sich aber in der Sitzung sehr positiv bemerkbar.

Gewohnheit 3: Nutze die Zeit zwischen den Coachingsitzungen

Zwischen zwei Sitzungen liegen oft mehrere Tage oder gar Wochen. Es ist sehr sinnvoll, wenn der/die Coachee diese Zeit nutzt, um weiter an seinem/ihren Anliegen zu arbeiten.
Du unterstützt dies dadurch, dass du ihm oder ihr eine sogenannte Hausaufgabe mitgibst. Sogenannt, weil ich selbst nie den Begriff Hausaufgabe benutze, sondern von Experiment, Vorschlag oder Beobachtungsaufgabe spreche. Hausaufgabe erweckt häufig die Assoziation nach Schule oder nach Zwang. Und das möchte ich gerne vermeiden.

Deshalb sage ich am Ende der Sitzung beispielsweise: „Ich schlage Ihnen ein kleines Experiment vor für die Zeit bis zur nächsten Sitzung. Versuchen Sie doch mal…“ Oder ich sage: „Ich möchte Ihnen gerne vorschlagen, folgendes auszuprobieren…“

Ein ganz einfaches, aber sehr wirksames Beispiel ist, dass ich folgenden Vorschlag mache: \
„Schreiben Sie doch mal ein Erfolgstagebuch. Notieren Sie jeden Tag, welche klitzekleinen Erfolge Sie im Hinblick auf ihr Anliegen hatten. Achten Sie z.B. auf Ausnahmen vom Problem, wo sich die Lösung schon abzeichnet.“

Gewohnheit 4: Frage deinen/deine Coachee immer wieder „Sind wir auf dem richtigen Weg?“

Das heißt konkret, dass du in der Coachingsitzung immer wieder auf die Metaebene gehst und den/die Coachee danach fragst, ob sie mit dem bisherigen Verlauf der Sitzung zufrieden ist.
Geeignete Fragen dazu sind zum Beispiel:
– Sind wir auf dem richtigen Weg?
– Geht es um das Thema, das Sie gerne besprechen möchten?
– Haben Sie den Eindruck, dass wir uns dem Ziel nähern.
– Kommen wir aus Ihrer Sicht voran?
– Wenn wir so weiter arbeiten wie bisher, sind Sie dann zuversichtlich, dass Sie am Ende zufrieden aus dieser Sitzung gehen?

Durch solche Fragen holst Du Dir ein wichtiges Feedback von dem/der Coachee ein. Wenn die Antwort „Ja“ lautet, kannst du das als Bestätigung sehen, so weiterzuarbeiten. Wenn die Antwort „Nein“ lautet, dann bewerte das aber bitte nicht als Kritik an dir, sondern als gemeinsamen Erkenntnisgewinn. Vielleicht kann dein/deine Coachee das Anliegen jetzt genauer formulieren. Du könntest z.B. bei einem „Nein“ weiterfragen: „Wie müssten wir denn weiterarbeiten, damit wir eher auf den richtigen Weg kämen?“ Oder „Was müsste wir stattdessen stärker in den Blick nehmen?“
Die Auftragesklärung und -überprüfung ist nichts, was nur einmal im Erstgespräch erfolgt, sondern immer wieder.

Gewohnheit 5: Versuche, so viel wie möglich zu coachen

Ich vergleiche Coaching manchmal mit Herzoperationen.
Denn es gibt Diskussionen, dass Herzoperationen nur von Krankenhäusern durchgeführt werden sollten, die eine hohe Fallzahl haben. Hintergrund ist, dass die Herzchirurgen, die häufig Operationen machen, viel Routine haben. Sie haben schon viel gesehen und auch allerlei Komplikationen erlebt. Von daher ist es ein Frage der Sicherheit, dass Herzoperationen nicht dort durchgeführt werden, wo man das ein oder zweimal im Jahr macht, sondern dort, wo häufig am Herzen operiert wird.
Und ähnlich ist es mit dem Coaching. Gerade wenn du am Anfang deiner Laufbahn als Coach stehst, ist es wichtig, viele Erfahrungen zu machen. Aber auch erfahrenere Coaches brauchen immer wieder Coachingprozesse, die sie durchführen und reflektieren. Das ist aus meiner Sicht unverzichtbar.

Deshalb: Versuche so viele Coachingerfahrungen wie möglich zu sammeln und reflektiere diese für Dich, mit Kolleg*innen in einer Intervisionsgruppe, mit einem Lehrcoach oder einer Supervisorin.
Das ist der Weg, um richtig gut zu werden und Dich weiterzuentwickeln. Coach wird man durch coachen.

Gewohnheit 6: Glaube nie, du bist fertig, sondern bilde dich kontinuierlich weiter

Permanente Fortbildung, permanente Supervision oder Intervision sind unverzichtbar, um als Coach richtig gut und erfolgreich zu werden. Du kannst und darfst dich als Person weiterentwickeln, dir neue Konzepte aneignen und dein Methodenrepertoire erweitern.
Das gelingt zum Beispiel, indem du dir eine Intervisionsgruppe suchst, in der du mit Kolleg*innen Fälle besprichst. Zusätzlich kannst du regelmäßig zu einem Supervisor gehen, um herausfordernde Coachingsituationen zu reflektieren. Und natürlich ist es auch sinnvoll, in Fortbildungen neue Konzepte und Methoden kennenzulernen.

Eine Faustregel für mich ist: 10% der Arbeitszeit gehört der Weiterbildung und -entwicklung.

Ich hoffe, diese sechs Gewohnheiten geben dir einen Impuls, das eine oder andere mal auszuprobieren oder wieder aufzunehmen. Und so deine Professionalität als Coach weiterzuentwickeln. Wenn du Fragen hast oder Anmerkungen, dann nutze gerne die Kommentarfunktion oder schreibe mir eine E-Mail.

Das Best-of der Coachingfragen als Download

systemische coachingfragen pdf

In diesem Whitepaper habe ich die 10 für mich wichtigsten Coachingfragen als pdf zusammengestellt.

Ich benutze diese Fragen in (fast) jedem Coachingprozess. Du erhältst das Worksheet als Begrüßungsgeschenk, wenn du dich zu meinem Newsletter anmeldest.

.