Es stimmt nicht.
Aber ich musste das auf die harte Tour lernen.
Einige Coachings hatte ich da schon vergeigt.
Es stimmt nicht, dass du nur das richtige Coaching-Tool brauchst und schon läuft das Coaching wie geschmiert.

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Coaching-Tools bringen häufig nicht den erhofften Erfolg

Zu Beginn meiner Tätigkeit als Coach war ich mit einem Irrglauben gestartet: Ich dachte, ich brauche nur das richtige Tool und das Coaching läuft wie geschmiert.
Während des Coachinggespräches habe ich dann nur darauf gewartet, dass der richtige Moment gekommen ist. Ich habe darauf gewartet, dass ich endlich eines der vielen Tools einsetzen kann, die ich mir angelesen, in der Ausbildung gelernt oder durch youtube-Videos kennengelernt hatte.

Doch: Meine Coachees haben sich oft nur mühsam auf das entsprechende Coaching-Tool eingelassen. Und nach Anwendung des Tools blieb der erhoffte Durchbruch im Hinblick auf das Anliegen des/der Coachee auch viel zu oft aus.

Es hat eine Weile gedauert, bis ich rausbekommen habe, warum die Anwendung des jeweiligen Tools nicht so richtig funktioniert hat.

Der Grund dafür liegt im Folgenden:

Coching-Tools brauchen einen sinnstiftenden Rahmen

Jedes Coaching-Tool braucht einen Rahmen oder besser noch: Eine Bühne, auf die es gestellt wird. Dem/der Coachee muss deutlich sein, warum die Methode, die du als Coach vorschlägst, nun die geeignete ist. Warum kommst du als Coach nun darauf und was hat es mit dem Anliegen des/der Coachee zu tun?

Denn: Ein Coachinggespräch ist für die meisten Coachees eine besondere Situation. In dieser Situation sind sie etwas unsicher und angespannt. Wenn nun noch etwas Besonderes in dem Coaching geschieht, also eine besondere Methode eingeführt wird, dann kann das die eigene Unsicherheit und Anspannung noch verschärfen. Wer sich nun wiederum unsicher und angespannt fühlt, hat nicht den vollen Zugriff auf die eigenen Ressourcen und ist nur halb bereit, sich auf etwas Ungewohntes einzulassen.

Als Coach ist es beim Einsatz von Coaching-Tools also auch eine wichtige Aufgabe, dem/der Coachee das Gefühl von Sicherheit zu geben und eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen.

Ein wichtiger Schritt, um dies zu schaffen, ist es, genau zu erklären, warum du ein bestimmtes Coaching-Tool vorschlägst.

Dem/der Coachee muss plausibel sein, warum du jetzt so vorgehst und nicht anders.
Oder noch einmal anders formuliert: Jedes Coaching-Tool braucht eine Art Beipackzettel mit dem Hinweis auf Wirkweisen, Zielsetzung und vielleicht auch mit Nebenwirkungen.

Und zum zweiten ist es gut, wenn beim Coachee eine positive Grundstimmung und die Hoffnung entsteht, dass das Tool ihm/ihr helfen kann. Dafür ist es sehr gut, wenn Du „Erfolgsgeschichten“ anderer Coachees erzählen kannst.

In vier Schritten das Coachingtool einführen

Ein sinnvolles Vorgehen könnte so aussehen:

1) Zusammenfassung des momentanen Standes 

Zunächst fasst du zusammen, was der Stand das Coachinggespräches ist. Was ist die Frage? Wo steht der/die Coachee momentan?
Das könnte folgendermaßen aussehen: 
„Ich verstehe Sie so, dass für Sie klar ist, dass sie nicht wegziehen werden, aber Sie müssen sich entscheiden zwischen dem Job A und Job B und da gibt es einen Zielkonflikt… Habe ich Sie da richtig verstanden?“

2) Überleitung zum Tool

Das Coaching-Tool, dass Du vorschlägst, wird als eine Möglichkeit vorgestellt. Dabei ist es aus meiner Sicht wichtig, deutlich zu machen, dass dies nur eine Möglichkeit ist: Der/die Coachee kann sich auch dagegen entscheiden und es gäbe dann die Möglichkeit anders weiterzuarbeiten. Dies kommt in meiner Praxis sehr selten vor. Entscheidet er/sie sich aber dafür, ist die Motivation und auch die Selbstwirksamkeitserfahrung in aller Regel sehr viel höher. 
An dieser Stelle könntest Du auch kurz von Deinen guten Erfahrungen mit dieser Methode reden (natürlich nur, wenn Du auch wirklich gute Erfahrungen gemacht hast). Dies erhöht die Zuversicht beim Coachee.
Du kannst das zum Beispiel so einleiten:
„Wir könnten jetzt auf verschiedene Art und Weise weiterarbeiten. Ich möchte Ihnen eine Methode vorschlagen, mit der ich sehr gute Erfahrungen in vergleichbaren Situationen gemacht habe…“

 

3) Beschreibung des Tools

Du könntest dabei folgendermaßen vorgehen:
a) Ziel des Coaching-Tools
Du beschreibst zunächst, was das Ziel des eingesetzten Tools ist, also wofür es gut ist, dass der/die Coachee sich nun auf dieses Coaching-Tool einlässt.
b) Vorgehen
Im nächsten Schritt erklärst du kurz, wie das Coaching-Tool abläuft und was der/die Coachee tun soll.
c) Warum das funktioniert
Wichtig ist auch etwas Hintergrundinformationen zu geben, warum der Einstz dieses Coaching-Tools deiner Ansicht nach funktionieren kann.
Zum Beispiel: „Diese Methode kann helfen, sich zum einen noch einmal ganz konkret in beide Optionen einzufühlen, zum anderen auch einmal zu überlegen, ob es vielleicht noch andere Optionen gibt, dritte Wege, an die Sie vielleicht noch nicht gedacht haben“
d) Gute Erfahrungen/wissenschaftliche Studien
Um den Einsatz des jeweiligen Coaching-Tools plausibel zu machen kannst du zum Beispiel auch auf Studien hinweisen, die dieses Tool begründen können oder auf deine eigenen guten Erfahrungen zu sprechen kommen oder auch auf die von Kolleg*innen.

4) Frage nach Einverständnis

Nach der Vorstellung des Coaching-Tools fragst du den/die Coachee, ob er/sie damit arbeiten will: „Wie klingt das für Sie? Können Sie sich vorstellen, so weiterzuarbeiten?“ 

 

Ein sinnvoller Einsatz von Coaching-Tools ist möglich

Coachingtools sind also nicht in dem Sinne selbstwirksam, dass sie automatisch funktionieren. Wenn Du aber bedenkst, dass Coachingtools einen sinnstiftenden Rahmen brauchen und du ihnen eine Bühne baust, auf der du sie präsentierst, dann kannst Du Coaching-Tools sehr sinnvoll einsetzen.

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